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Humanists Int.

Berichte
Humanists International fordert bei der UNESCO die Staaten auf, sich zu den Menschenrechten zu bekennen
Anfang Dezember hat die 42. Sitzung der Generalkonferenz der UNESCO eine Erklärung abgegeben, in der die Staaten aufgefordert werden, ihr Engagement für die Grundsatzerklärung zur Toleranz zu bekräftigen, unter anderem durch die Förderung von Bildung und kritischem Denken und die Bekämpfung von Dogmatismus, Absolutismus, Angst und Ausgrenzung.
Die Erklärung wurde von Elizabeth O'Casey, Direktorin für Advocacy bei Humanists International, während der allgemeinen Grundsatzdebatte der 42. Generalkonferenz der UNESCO abgegeben, einige Tage vor dem Internationalen Tag der Toleranz. Darin wies sie auf die Verbreitung ausgrenzender Narrative und Politiken hin, die auf Intoleranz beruhen und zur Ausgrenzung von Minderheiten und oft marginalisierten Gruppen, einschließlich Migranten und sexueller, rassischer und weltanschaulicher Minderheiten, verwendet werden.
Sie sagte: „Gekaperte Werte wie ‘Familie’ und ‘Tradition’ werden verteidigt, und ‘elterliche Rechte’ und nationale Souveränität werden an die Stelle eines internationalen Menschenrechtsrahmens gesetzt, der auf Konzepten wie Gleichheit, Würde, Autonomie und Vielfalt beruht.“ Sie wies auch auf die Tatsache hin, dass im Rahmen dieses Widerstands gegen Fortschritte bei den Menschenrechten die multilateralen Institutionen, die für die Wahrung der Menschenrechte zuständig sind, ins Visier genommen werden; „ihre Legitimität wird in Frage gestellt und ihre Funktionsfähigkeit wird durch Defundierung und falsche Darstellung untergraben und gestört.“
In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass die Arbeit der UNESCO in den Bereichen Gleichstellung der Geschlechter, reproduktive Rechte und umfassende Sexualerziehung Gegenstand von Desinformations- und Verleumdungskampagnen derjenigen ist, die versuchen, Fortschritte bei den Menschenrechtsstandards und der evidenzbasierten Bildung zu untergraben.
O'Casey erinnerte die Konferenz daran, dass die UNESCO-Grundsatzerklärung zur Toleranz, die vor 28 Jahren verabschiedet wurde, die Bildung als „das wirksamste Mittel zur Verhinderung von Intoleranz“ anerkennt. In der Erklärung heißt es, dass Bildung „Einflüssen, die zu Angst und Ausgrenzung führen“, entgegenwirken und dazu beitragen sollte, „die Fähigkeit zu unabhängigem Urteilsvermögen, kritischem Denken und ethischer Argumentation zu entwickeln“. O'Casey forderte die Staaten auf, ihr Bekenntnis zu dieser Erklärung zu bekräftigen und die UNESCO und andere UN-Gremien zu unterstützen, die sich angesichts des koordinierten weltweiten Widerstands für fortschrittliche Werte und Menschenrechte einsetzen. Die Generalkonferenz der UNESCO legt das Programm und den Haushalt der Organisation fest und findet alle zwei Jahre am Sitz der UNESCO in Paris statt. Die 42. Tagung der Generalkonferenz fand vom 7. bis 22. November 2023 statt. Die UNESCO ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur.
Humanists International


Europäisches Netzwerk für humanistische Dienstleistungen traf sich in Berlin
Vorstandsvorsitzende und Führungskräfte von 16 europäischen humanistischen Organisationen trafen sich im Haus des Humanismus in Berlin, um die Zukunft der Vernetzung und des Aufbaus von Kapazitäten in Europa unter besonderer Berücksichtigung humanistischer Dienstleistungen zu diskutieren.
Die Organisationen trafen sich, um die zukünftige Zusammenarbeit im Bereich humanistischer Dienstleistungen auf europäischer Ebene zu diskutieren. Humanists International hat in den letzten Jahren die Entwicklung eines Netzwerk- und Kapazitätsaufbauprojekts unterstützt. Dieses Projekt konzentrierte sich auf die Zusammenarbeit und die Entwicklung humanistischer Dienstleistungen in Europa und bereitete eine solide Grundlage für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen den humanistischen Organisationen in Europa.
Die Managerin des Humanists Professionals Network, Humanists International, Lone Ree Milkær, freut sich auf die zukünftigen Entwicklungen:
„Es gibt einen echten Impuls für die Zusammenarbeit unter den europäischen Organisationen, und alle Teilnehmer des Treffens teilten eine optimistische Sicht auf die Zukunft. Jede der 19 Organisationen, die eine Partnerschaftsvereinbarung mit Humanists International unterzeichnet haben, um eine Zusammenarbeit bei humanistischen Dienstleistungen zu erkunden, ist daran interessiert, die Zusammenarbeit in einem Netzwerk fortzusetzen, einschließlich der drei Organisationen, die nicht in der Lage waren, sich uns in Berlin anzuschließen.“
Die auf dem Treffen anwesenden europäischen humanistischen Organisationen kamen überein, die Zusammenarbeit in einer Netzwerkstruktur für europäische Mitglieder von Humanists International fortzusetzen. Zeremonien, Existenzielle Pflege und Jugendbildung wurden als Kernbereiche identifiziert, die im Projektprozess entwickelt werden sollen. Im nächsten Jahr wird sich das Netzwerk auf Folgendes konzentrieren:   
- Entwicklung einer Struktur für Fachleute, die im Bereich der humanistischen existenziellen Betreuung arbeiten, was auch die Seelsorge und die Pastoral einschließt. Der Bereich der humanistischen existenziellen Pflege breitet sich in ganz Europa rasch aus, und der Bedarf an Professionalisierung wird im Rahmen des Netzwerks untersucht werden. Dazu gehört auch die mögliche Gründung einer Berufsorganisation.
- Entwicklung eines gemeinsamen Standards für humanistische Hochzeiten. Um die humanistische Gemeinschaft zu stärken, wird ein gemeinsamer Hochzeitsstandard diskutiert und erstellt, und es wird eine Möglichkeit entwickelt, den Zugang zu Informationen über humanistische Hochzeiten über Grenzen hinweg zu erleichtern.
- Wege der Zusammenarbeit im Bereich der Jugendbildung. Dies ist das breiteste Feld der identifizierten Bereiche und umfasst Programme und Initiativen von Kursen vor der humanistischen Konfirmation oder Jugendfeier bis hin zu Bildungsprogrammen in öffentlichen Schulen. Die Vernetzung steht im Mittelpunkt dieses Schwerpunktbereichs.
Die European Humanist Professionals werden ebenfalls Teil des Netzwerks sein und ihre Aktivitäten, die sich an einzelne humanistische Praktiker richten, weiter ausbauen. Das Netzwerk wird auch die Zusammenarbeit mit Humanists International fortsetzen, jedoch ab 2024 als unabhängiges Netzwerk.
Humanists International

Welthumanistkongress 2023 –
Unsere Stimme für Solidarität


Der humanistische Weltkongress 2023 in Kopenhagen hinterlässt einen großen Fußabdruck – in meiner Gedankenwelt, in den vielen Teilnehmern aus 40 verschiedenen Nationen, aber auch bei der Liste der Repräsentanten, die hier als Sprecher, Gast oder Teil des humanistischen Systems vertreten sind. Parlamentarische Vertreter der norwegischen Regierung, Autoren, Jurymitglieder des Nobelpreiskommittees, hoch renommierte Professoren von Universitäten, alle sind sie hier vor Ort und sprechen über die eine Sache – Wie Demokratie bessere Brücken durch humanistische Werte bauen kann. Schon die Eröffnungsredner wie Sandi Toksvig machen deutlich, was das humanistische Netzwerk ausmacht: Humanisten sind aktiv involviert in demokratischen Strukturen, sie hinterfragen, sie handeln, sie erzählen. Denn, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden, wenn Menschen egal welcher Herkunft, Gesinnung und Religion eingesperrt werden, dann ist jeder Mensch in Gefahr.
Sofia Nasström, Professorin für Politikwissenschaften in Schweden, erklärt dies noch spezifischer. Sie sagt, Demokratien verändern sich langsam zu Autokratien durch Einschränkungen wie Kürzungen von Förderungen, Einschränkung von Meinungsfreiheit und Verboten. Die Folgen sind verheerend: Migration, Krieg, Veränderungen von ökonomischen und ökologischen Systemen, digitalisierte Falschmeldungen und Hassreden. Es bedarf einer politischen Lösung, aber es bedarf dabei auch einer persönlichen Ebene. Das, was uns betrifft, was uns interessiert, sollte Grund für politische Themen sein.
Es sollte nicht ein Zeigen auf historische, rückwärtsgewandte Themen geben, weder nach oben gewandte übersinnliche Anbetungen involvieren, noch nach innen gewandte Sichtweisen haben.
Wichtig wäre eine zukunftsgewandte Orientierung in Richtung Demokratie.
Das System der Wahlen ist ein solches System, jedoch scheint es mehr und mehr, dass wir mit Wahlen immer mehr führende Personen wählen als eine Zukunft, die durch diese Repräsentanten verkörpert wird. Nicole Carr, Mitglied der amerikanischen Organisation, argumentiert dazu, dass die gegenwärtige Situation in den USA für die jetzige Gesellschaft gefährlich und bestimmend für die politische Landschaft der nächsten Jahre sein wird.
Könnte so im Umkehrschluss Demokratie dazu führen, dass Religion weniger wichtig wird? Die dazu veröffentlichte Studie „The Power of Religion“ von Jeanette Sinding aus Dänemark zeigt dazu ein aktuelles Bild auf, wieviel Macht die Religion in unserem heutigen Leben hat, und lässt Hoffnung aufkommen. Was können wir nun als eine Bewegung besser machen, um den religiös geprägten Missionierungen und Kämpfen auf der Welt die Stirn zu bieten? Eine Aufklärung allein scheint nicht zu reichen, es müssen neue Wege geschaffen werden.



Im Laufe des Kongresses gibt es dazu viele unterschiedliche Einblicke in künstlerische, jugendliche, nationale und persönliche Perspektiven. So spricht Wonderful Mkhutche, ein junger Autor, Politikstudent und Präsident der humanistischen Organisation aus Malawi, am zweiten Tage des Kongresses über Demokratie und Humanismus und definiert die Idee von Demokratie in einem simplen, aber meiner Meinung nach auf den Punkt gebrachten Satz: Wir Menschen müssen einen materiellen Mehrwert aus der Demokratie erfahren, andernfalls verliert die Demokratie ihren Wert für uns. Genau diesen Wertverlust können wir momentan in der deutschen Politik erfahren, wo Menschen, da sie sich nicht gesehen, nicht gehört fühlen, sich aus Protest der AfD zuwenden. Mehr als eine Generation von Menschen ist von der deutschen Wiedervereinigung und den politischen Folgen betroffen und immer noch gibt es kein Gleichgewicht in der Wahrnehmung von Chancen und Möglichkeiten in derselben Gesellschaft.
Eine Demokratie muss offen sein für menschliche Verränderungen in Haltungen, Ideen und Glauben. Auch Nick Fish von den amerikanischen Humanisten ist überzeugt, dass die Politik mehr Pluralismus und Vielfalt unterstützen und nicht einseitig sein sollte. Mitgefühl und Solidarität treten immer wieder als Wörter während des Kongresses in den Vordergrund. Denn wenn wir uns nicht vorstellen können, etwas zu erreichen, dann werden wir es auch nicht machen. Mit diesem Ausruf unterstützt der vielfach ausgezeichnete Autor Lars Fredrik Svendson die aktive Arbeit der Humanisten und stellt sein Buch über Hoffnung vor. In Hoffnung eines bald endenden Krieges spricht Oleksandra Romantsova aus der Ukraine zu uns und berichtet über Möglichkeiten, wie wir als Humanisten helfen können, den Menschen in der Ukraine Unterstützung zukommen zu lassen und nach Beendigung des Krieges dabei zu sein, um das Land wieder mit aufzubauen. Auch Remus Cernea aus Rumänien, der als freier Journalist durch die Ukraine fährt und berichtet, schreibt und dokumentiert über die aktuellen Geschehnisse in den Kriegsgebieten. Er sagt, dass es in den letzten Jahren keine Kriege zwischen demokratischen Ländern, sondern nur zwischen Ländern ohne demokratische Führung bzw. autokratische Staaten gab, die Demokratien angreifen. Leider nimmt die Zahl dieser Staaten zu, in denen es nicht möglich ist, ohne Einschränkung des Seins zu leben. Über 70 % dieser Länder unterdrücken Minderheiten bzw. die Meinungs- und Religionsfreiheit und drohen mit Repressalien wie der Todesstrafe. Welche verschiedenen Länder dies genau betrifft, ist im Freedom of Thought Report nachzulesen. Aber beispielsweise im Iran ist die Nummer der Hinrichtungen in den letzten Jahren um das Dreißigfache! gestiegen, jedoch wird die internationale Aufmerksamkeit durch Verschleierungen dieser Hinrichtungen als Drogendelikte bzw. Drogenfälle nicht erreicht. So werden Menschen unter fadenscheinigen Gründen eingesperrt und getötet, um die Angst zu schüren und um Menschen zu zwingen, stillschweigend sich ihrem Schicksal zu ergeben.



Denn zwei der größten Sünden nach religiöser Sicht sind Blasphemie und Apostasie.
In 22 Ländern gibt es Apostasiegesetze, 12 davon drohen mit der Todesstrafe, meist muslimische Länder. Konsequenzen aus dieser seelischen und körperlichen Unterdrückung sind mentale Gesundheitsprobleme, Isolation, Angst, Traumata, die Beeinträchtigung von Demokratie und Menschenrechten, eine Polarisierung der einzelnen Gesellschaften und der Verlust von Innovation in betroffenen Ländern. Denn Einschränkungen führen zu weiteren Einschränkungen. Warum lassen wir also religiöse Positionen über unsere Ausrichtungen entscheiden, gerade auch in unserem politischen Umfeld?
Nazila Ghanea, Professorin für Menschenrechte in Oxford und UN-Beauftragte für FoRB sagt dazu: Wenn Menschrechte nicht universell übertragen werden können, sind es keine Menschenrechte, sondern Nischen, die bestimmten Gruppen nutzen oder diese unterstützen, aber nicht allen. Doch nicht ein einziges Recht der Menschenrechte kann als Kompromiss über Bord geworfen werden, wenn dafür ein anderes Recht übersehen wird.
Der Glaube folgt dem Glauben, an etwas zu glauben. Wie kann man somit Menschen zwingen, einen Glauben anzunehmen, wenn es nicht in ihnen liegt, dies zu glauben? Doch wie schon erwähnt, ist die häufigste Menschenrechtsverletzung die Anklage von Menschen unter den Schlagwörtern Blasphemie und Apostasie. Dabei werden diese Blasphemiegesetze sehr oft überstrapaziert und ausgenutzt. Dieser Übergebrauch wird überall auf der Welt dokumentiert, aber niemand sollte Hassreden, Ausnutzung und Missachtung dieser Gesetze tolerieren. Jederzeit sollten wir laut darüber sprechen und uns nicht stillschweigend unserem Schicksal oder andere ihrem Schicksal überlassen. Der Respekt der Menschenrechte zählt weit mehr.
Dass dies auch bei den parlamentarischen Vertretern weltweit als Thema angekommen ist, für sich selbst und andere dazu eine Position zu beziehen, ist überraschend und hinterlässt einen Hoffnungsschimmer. Denn nicht immer ist es leicht, auch im deutschen Politiksystem, Politiker für eine Ausrichtung über die christliche Religion hinaus zu begeistern, zu öffnen oder wenigstens frei von dieser als Unterstützer zu gewinnen. Das Netzwerk IPPFoRB (International Panel of Parliamentarians of Freedom of Religion or Belief) wurde vor gut neun Jahren gegründet und dessen Vertreter Abid Raja aus Norwegen zeigt uns auf, dass bereits 300 Mitglieder aus über 97 Ländern sich dieser noch sehr neuen Bewegung angeschlossen haben.


In der Abschlussrunde am Sonntag kommt Andrew Copson, Präsdient der Humanists International, noch einmal auf das Wesentliche zurück. Die Demokratie ist auch heute noch sehr rar und neu. Viele unserer Familienvorfahren hatten noch keine Möglichkeit zu wählen bzw. demokratisch am politischen, gesellschaftlichen System teilzunehmen. So ist das eine Aufgabe, an der wir immer weiterarbeiten müssen. Mut ist dabei eine ganz wichtige Eigenschaft, die auch zu unseren Werten zugezählt werden sollte, genau wie die Hoffnung. Immer mit Sorge und Blick auf die Bedürfnisse der Minderheiten in dieser Welt, sollten wir solidarisch unsere helfende Hand reichen. Dabei geht es besonders um die Unterstützung von Humanisten in Gefahr, aber auch das gemeinsame Eintreten für Resolutionen, Veröffentlichungen und Appelle.
Am Ende des Weltkongresses wurde durch die Mitgliederversammlung der Humanists International die neue Resolution für Demokratie verabschiedet und ist nun online zu finden.
Nach nun neun Jahren Abstinenz und zweimaliger Absage des Weltkongresses ist es den nordischen Ländern gelungen, einen großen Meilenstein in gemeinsamer Kooperation zwischen Dänemark, Island, Finnland, Norwegen und Schweden zu kreieren und viele Möglichkeiten zu schaffen, sich nicht nur digital, sondern in Person und in größerer Gruppe endlich wieder zusammen zu finden. Ein nächster Schritt in diese Richtung wird für 2026 von Nick Fish aus Amerika bekannt gegeben. Der nächste Weltkongress geht nach Washington D.C., USA.
In den beiden Jahren dazwischen werden die internationalen Treffen der Mitgliederversammlung der Humanists International 2024 in Singapur und 2025 in Luxemburg stattfinden.

Silvana Uhlrich-Knoll


Kopenhagener Erklärung zur Demokratie: ein humanistischer Wert
Der Mensch ist ein soziales Tier, das durch die Evolution und die Kultur geformt wurde, um mit anderen in einer Gesellschaft zusammenzuleben.
Der Humanistische Weltkongress 2023, der in Kopenhagen stattfand, verabschiedete die folgende Erklärung über "Demokratie: ein humanistischer Wert".
Damit eine Gesellschaft funktionieren kann, braucht sie Normen, Gesetze und Vorschriften. Da sich die Gesellschaft verändert, müssen diese Normen immer wieder in Frage gestellt und aktualisiert werden können, als Ergebnis einer ständigen ethischen Diskussion und rationalen Debatte. Die Demokratie, die auf dem Grundsatz des gleichen Wertes, der gleichen Würde und des gleichen Rechts auf Teilhabe jedes Einzelnen beruht, ist ein humanistischer Weg, dieses Gespräch und diese Debatte zu organisieren.
Als Humanisten vertreten wir die Auffassung, dass Demokratie ein Grundwert sein sollte, der von allen Gesellschaften und Regierungen hochgehalten und geschützt wird. Jeder sollte mit gleicher Würde und gleichem Respekt gehört werden, und der demokratische Prozess bietet einen Rahmen, um sicherzustellen, dass dieser Grundsatz in der Praxis gewahrt wird. Der demokratische Prozess bietet den Rahmen, um die Einhaltung dieses Grundsatzes in der Praxis zu gewährleisten. Er garantiert, dass es nirgendwo eine legitime Regierung geben kann, wenn die Regierten nicht in voller Kenntnis der Sachlage zustimmen und sich beteiligen

Demokratie ist nicht die Tyrannei der Mehrheit. Sie muss mit dem Schutz der Menschenrechte, der Rechtsstaatlichkeit und dem Engagement für den sozialen Fortschritt einhergehen.

In Anbetracht dieser Grundsätze bekräftigen wir Folgendes:

1. Die Demokratie ist ein universeller Grundwert, der für die Verwirklichung der humanistischen Grundsätze weltweit unerlässlich ist.
2. Die Demokratie muss umfassend, transparent, rechenschaftspflichtig und säkular sein, mit Institutionen und Praktiken, die auf die sich verändernden Bedürfnisse und Bestrebungen der Bürger eingehen.
3. Die Bürger müssen befähigt werden, und das Recht auf Ausübung der Staatsbürgerschaft muss ohne Vorurteile geschützt werden.
4. Die Demokratie als Kultur muss aktiv gegen alle Bedrohungen verteidigt werden, einschließlich derjenigen, die von Regimen, Bewegungen und politischen Parteien ausgehen, die sich autoritäre Grundsätze zu eigen machen, von denjenigen, die über unkontrollierbare wirtschaftliche und soziale Macht verfügen, und von allen anderen Kräften, die versuchen, die demokratischen Werte und Institutionen zu untergraben.

Wir verpflichten uns, uns für eine demokratischere Welt einzusetzen.

Wir rufen alle Regierungen, Institutionen und Einzelpersonen auf, die demokratischen Werte als Eckpfeiler der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und der Freiheit zu wahren und zu schützen.

Wir rufen alle Humanisten auf der ganzen Welt auf, sich mit denjenigen zu solidarisieren, die für die Verteidigung und Förderung der Demokratie kämpfen, und sich gemeinsam für den Aufbau einer Welt einzusetzen, in der die Demokratie gedeiht und die Würde und Rechte aller Menschen geschützt sind.



Resolution in der Generalversammlung
Diese Generalversammlung nimmt die Erklärung des Humanistischen Weltkongresses 2023 zum Thema "Demokratie: ein humanistischer Wert" zur Kenntnis.
Die Generalversammlung stellt fest, dass die Demokratie weltweit vor vielen Herausforderungen steht. Zu diesen Herausforderungen gehören die Zunahme des Autoritarismus, die Unterdrückung der Menschenrechte und der bürgerlichen Freiheiten, die Verbreitung von Desinformation und Fehlinformation, die Schwächung demokratischer Institutionen, die fortgesetzte Schikanierung und Einschüchterung von Aktivisten der Zivilgesellschaft, Nichtregierungsorganisationen und anderen, die sich für Menschenrechte, ziviles Engagement und ökologische Nachhaltigkeit einsetzen, sowie die Verschärfung sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten.
Wir rufen humanistische Organisationen dazu auf, ihren Teil dazu beizutragen, diesen Bedrohungen der Demokratie von heute auf jede erdenkliche Weise zu begegnen. Wir alle sollten über sinnvolle Wege nachdenken, um die Demokratie und demokratische Werte in unserem gegenwärtigen Kontext voranzubringen, um nicht nur im Interesse der heutigen Menschen zu handeln, sondern auch im Interesse künftiger Generationen, für die die Demokratie ein Erbe sein sollte.
Humanists International



Neue Erklärung zum modernen Humanismus anlässlich des 70-jährigen Bestehens der weltweiten humanistischen Bewegung veröffentlicht
Im August dieses Jahres feiert Humanists International (von 1952 bis 2019 als Internationale Humanistische und Ethische Union bekannt) ihr 70-jähriges Bestehen seit ihrer Gründung 1952 in Amsterdam.Aus diesem Anlass wurde eine neue Erklärung des modernen Humanismus veröffentlicht, in der die Grundprinzipien des Humanismus formuliert sind. Die überarbeitete Erklärung wurde von den Mitgliedern und Assoziierten von Humanists International während der Generalversammlung 2022 demokratisch überprüft und angenommen.
Andrew Copson, Präsident von Humanists International, fügte hinzu: "Humanistische Überzeugungen und Werte sind so alt wie die Zivilisation und haben in den meisten Gesellschaften der Welt eine Geschichte. Der moderne Humanismus ist der Höhepunkt dieser langen Traditionen des Nachdenkens über Sinn und Ethik, die Quelle der Inspiration für viele der großen Denker, Künstler und Menschenfreunde der Welt und ist mit dem Aufstieg der modernen Wissenschaft verwoben. Als globale humanistische Bewegung versuchen wir, allen Menschen das Wesentliche der humanistischen Weltanschauung bewusst zu machen, die in unserer Erklärung zum Modernen Humanismus zusammengefasst ist."

Die Erklärung des Modernen Humanismus
1952, auf dem ersten Humanistischen Weltkongress, einigten sich die Gründer der Humanists International auf eine Erklärung über die Grundprinzipien des modernen Humanismus. Sie nannten sie "Die Amsterdamer Erklärung". Natürlich hat sich die Welt seither erheblich verändert, und im Einklang mit den demokratischen und fortschrittlichen Werten der Organisation und der Bewegung wurde die Erklärung im Laufe der Jahre überarbeitet und aktualisiert. Während die Meinungen und Definitionen des Humanismus von Person zu Person oder zwischen Organisationen und Gruppen leicht abweichen können, wird die Amsterdamer Erklärung von allen Mitgliedern und Assoziierten von Humanists International als unsere endgültigen Leitprinzipien angenommen.
Die aktualisierte Erklärung des modernen Humanismus wurde aufgezeichnet und kann hier online angesehen werden: https://youtu.be/93KpvZWL5fA
Die schriftliche Erklärung ist im Folgenden wiedergegeben.

1. Humanisten streben danach, ethisch zu sein
Wir akzeptieren, dass Moral dem Menschen innewohnt, dass sie in der Fähigkeit von Lebewesen begründet ist, zu leiden und zu gedeihen, dass sie durch den Nutzen des Helfens und nicht des Schädigens motiviert ist, dass sie durch Vernunft und Mitgefühl ermöglicht wird und dass sie keine Quelle außerhalb der Menschheit braucht. Wir bekräftigen den Wert und die Würde des Einzelnen und das Recht eines jeden Menschen auf größtmögliche Freiheit und vollste Entfaltung im Einklang mit den Rechten anderer. Zu diesem Zweck unterstützen wir Frieden, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die allgemeinen gesetzlichen Menschenrechte.
Wir lehnen alle Formen von Rassismus und Vorurteilen und die daraus entstehenden Ungerechtigkeiten ab. Stattdessen wollen wir das Gedeihen und die Gemeinschaft der Menschheit in ihrer ganzen Vielfalt und Individualität fördern.
Wir sind der Meinung, dass die persönliche Freiheit mit einer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft verbunden sein muss. Ein freier Mensch hat Pflichten gegenüber anderen, und wir empfinden eine Fürsorgepflicht gegenüber der gesamten Menschheit, einschließlich künftiger Generationen, und darüber hinaus gegenüber allen empfindungsfähigen Wesen.
Wir erkennen an, dass wir Teil der Natur sind, und akzeptieren unsere Verantwortung für die Auswirkungen, die wir auf den Rest der natürlichen Welt haben.

2. Humanisten streben nach Rationalität
Wir sind überzeugt, dass die Lösungen für die Probleme der Welt in der menschlichen Vernunft und im Handeln liegen. Wir befürworten die Anwendung von Wissenschaft und freier Forschung auf diese Probleme, wobei wir daran denken, dass die Wissenschaft zwar die Mittel bereitstellt, die menschlichen Werte aber die Ziele definieren müssen. Wir sind bestrebt, Wissenschaft und Technologie zu nutzen, um das menschliche Wohlergehen zu verbessern, und niemals gefühllos oder zerstörerisch.

3. Humanisten streben nach Erfüllung in ihrem Leben
Wir schätzen alle Quellen individueller Freude und Erfüllung, die keinem anderen schaden, und wir glauben, dass die persönliche Entwicklung durch die Kultivierung eines kreativen und ethischen Lebens ein lebenslanges Unterfangen ist.
Wir schätzen daher künstlerische Kreativität und Vorstellungskraft und erkennen die transformierende Kraft von Literatur, Musik, bildender und darstellender Kunst an.
Wir schätzen die Schönheit der natürlichen Welt und ihr Potenzial, Staunen, Ehrfurcht und Ruhe zu vermitteln.
Wir schätzen die individuelle und gemeinschaftliche Anstrengung bei körperlicher Betätigung und die Möglichkeiten, die sie für Kameradschaft und Leistung bietet.
Wir schätzen das Streben nach Wissen und die Bescheidenheit, Weisheit und Einsicht, die es uns verleiht.

4. Der Humanismus entspricht dem weit verbreiteten Bedürfnis nach einer Quelle von Sinn und Zweck, die eine Alternative zu dogmatischer Religion, autoritärem Nationalismus, Stammessektierertum und egoistischem Nihilismus darstellt.
Obwohl wir glauben, dass das Engagement für das menschliche Wohlergehen zeitlos ist, beruhen unsere besonderen Ansichten nicht auf für alle Zeiten festgelegten Offenbarungen. Humanisten erkennen an, dass niemand unfehlbar oder allwissend ist und dass Wissen über die Welt und die Menschheit nur durch einen kontinuierlichen Prozess des Beobachtens, Lernens und Umdenkens gewonnen werden kann.
Aus diesen Gründen wollen wir uns weder einer Überprüfung entziehen noch der gesamten Menschheit unsere Sichtweise aufzwingen. Im Gegenteil, wir setzen uns für die ungehinderte Äußerung und den Austausch von Ideen ein und suchen die Zusammenarbeit mit Menschen anderer Überzeugungen, die unsere Werte teilen, um eine bessere Welt zu schaffen.
Wir sind zuversichtlich, dass die Menschheit das Potenzial hat, die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, durch freies Forschen, Wissenschaft, Mitgefühl und Vorstellungskraft zu lösen, um den Frieden und das menschliche Wohlergehen zu fördern. Wir rufen alle, die diese Überzeugung teilen, auf, sich uns bei diesem inspirierenden Unterfangen anzuschließen.

Über Humanists International
Humanists International ist das weltweite Vertretungsorgan der humanistischen Bewegung und vereint eine vielfältige Gemeinschaft nichtreligiöser Organisationen und Einzelpersonen. Die Organisation besteht aus mehr als 130 unabhängigen humanistischen, atheistischen, rationalistischen, skeptischen, freidenkerischen und ethisch-kulturellen Organisationen aus mehr als 60 Ländern.
Inspiriert von humanistischen Werten sind wir optimistisch für eine Welt, in der jeder ein würdiges und erfülltes Leben führen kann. Wir bauen die globale humanistische Bewegung auf, unterstützen und vertreten sie und setzen uns für Menschenrechte und Säkularismus ein.

Humanists International


Bedarf es einer neuen Aufklärung?
Konferenzbericht von Silvana Uhlrich-Knoll
Mit großer Freude folgten über 200 Delegierte aus der ganzen Welt dem Aufruf der Humanists International (HI), sich nach zwei Jahren Abstinenz im internationalen Kontext wieder zu treffen. Der DFW als HI-Mitglied hat ebenfalls an der Tagung und an der Generalversammlung teilgenommen. Gastgeber der diesjährigen Veranstaltung war die Humanistische Gesellschaft Schottlands, welche vom 3.-5. Juni 2022 nach Glasgow einlud. Schon am ersten Abend wurde bei der Eröffnungsveranstaltung im „Mackintosh at the Willow” die Auszeichnung „Gordon Ross Humanist Award Winner 2021” vergeben. Dieses Jahr ging die Ehre an Mary Mackay, eine schottische Frau, die sich seit Jahren für StreetCare Edinburgh engagiert, in Calais/Frankreich ehrenamtlich im Flüchtlingscamp eine Versorgungsküche aufbaute und sich immer für die Armen und Schwachen in Schottland und anderen Ländern einsetzte.
 
Der Samstag folgte mit vier sehr interessanten Diskussionsrunden unter der Überschrift Is it time for a new enlightenment, and what role should humanism play? – Ist es Zeit für eine neue Aufklärung und welche Rolle sollte der Humanismus dabei übernehmen? - Der erste Konferenzbeitrag wurde zum Thema Wissenschaft gehalten.

Die geladene Professorin Anne Glover war leider erkrankt, wurde aber von ihren Kolleg*innen und dem Vorstand der Skeptischen Vereinigung in Schottland sehr gut vertreten. Amüsant und unterhaltsam haben sich die vier Podiumsgäste über Fragen der aktuellen Zeit unterhalten, den Unterschied zwischen Meinung und Fakten besprochen und wie Wissenschaft das Aufstreben von nicht wissenschaftlichem Denken provozieren kann.
 
Die zweite Einheit zum Themenbereich Kunst wurde angeleitet von Terry Anderson, einem professionellen Cartoonisten und Karikaturisten, der Illustrationen für den „Glasgow Herald“ seit über 15 Jahren kreiert. Des Weiteren ist er Geschäftsführer des Cartoonist Rights Network International, welche die Menschenrechte von Cartoonisten schützen und ihre Arbeit verteidigen, wenn sie in Gefahr sind. In seinem Vortrag ging es um die Aufklärung im Jahre 2022 und die Frage, welche Zensur akzeptabel ist für das große Ganze bzw. wie weit Kunst ungehindert passieren dürfte. Fragen wie "Sollten Social Media Plattformen ihre Möglichkeiten nutzen, Menschen wie Donald Trump für ihre offensiven Inhalte zu sperren?" und die Diskussion zu Monopolstellung von Plattformen waren dabei Teil der Debatte wie auch die Frage, ob Cancel Culture eine Kreation ist, um nicht weiter zu fragen. Als Fazit wurde Kunst im Progress gesehen, d.h. dass die Entwicklung von Kunst und Ausdruck abhängig ist vom historischen Background und den chronologischen Zeitecken. Aber auch hier steht die Freiheit der Meinungsäußerung der Verantwortung gegenüber. Mehrmals wurde in der Diskussion dafür gestimmt, dass Personen mit großer Öffentlichkeitswirkung nicht verbannt werden sollten, sondern scharf kritisiert werden für Fehltritte. Ein weiteres schönes Beispiel wurde zum Thema Kunst aus anderen Zeitepochen gegeben: Veraltete Statuen sollten nicht abgerissen, sondern stehen gelassen werden und neue sollten dazukommen, die diese kritisch als Zeitzeugen anschauen. Somit würde keine Geschichte beseitigt werden und man würde sinnbildlich diese zur Verantwortung ziehen.
 
Das dritte Themenfeld befasste sich mit Flüchtlingen und Asyl. Die neue Stadträtin von Glasgow, Roza Salih, hat selbst eine unglaubliche Geschichte als geflüchtete Kurdin hinter sich. Mit 15 Jahren hat sie gemeinsam mit anderen Mädchen ihrer Schule eine Gruppe gegründet, die sich dafür stark macht, dass Kinder nicht wieder in ihr Heimatland abgeschoben werden. Erfolgreich hat sie Jura und Politikwissenschaften studiert und setzt sich nun politisch für die Änderung der nationalen Grenzrichtlinien und der Gesetzgrundlagen ein. Aktuell geht sie auf die vielen Probleme und den psychologischen Druck für Flüchtlinge im System der UK ein, nachdem diese eine Lebensbedrohung in ihrem Heimatland und auf der folgenden Flucht durchlebt haben. Die Idee von Großbritannien, Ruanda als Flüchtlingsauffangort zu nutzen, wurde mit viel Protest öffentlich und, wie wir glücklicherweise durch die Presse erfahren habe, auch in letzter Sekunde vom High Court gestoppt. Roza nannte die Herangehensweisen von Neuseeland und Skandinavien als bessere
 
Beispiele, da dort das Recht zu wählen für Geflüchtete besteht. Schottland arbeitet derzeit erst an einer Überarbeitung dessen, um Geflüchteten das Recht zu wählen zu ermöglichen, wenn sie eine Aufenthaltsgenehmigung in Aussicht gestellt bekommen haben oder den Flüchtlingsstatus in Schottland haben. Auch Deutschland wird als gutes Beispiel genannt, da Asylsuchende nach einem Jahr die Erlaubnis bekommen können, einer Arbeit nachzugehen.
 
Als zweiter Referent zum Thema sprach David Pineda. Er ist Gründer und Präsident der Humanists Guatemala und Vorstandsmitglied von Humanists International. Davids Erfahrungen betreffen den Standort Zentralamerika und den Zusammenhang von Umweltfaktoren, Populationsbewegungen und Asyl in dieser Region der Erde. Guatemalas Bevölkerung besteht aus 7-10 % Migranten. Die Migration startete in den 70er/80er Jahren durch Bürgerkriege, Korruption und den Mangel an Möglichkeiten. Gesundheits-, Gewalt- und Klimaprobleme sind die großen Themen des Landes.
Die aufkommende Frage, ob rassistische Motive hinter dem positiven Ansatz stecken, die Ukraine zu unterstützen und Flüchtlingen aus der Ukraine mehr Platz zu geben als anderen Menschen, wird von vielen Seiten bejaht. Kriegsländer wie Jemen, Syrien und Irak werden mit ihren Problemen allein gelassen, mit ihrer kaputten Struktur, zerstörten Institutionen und allem anderen. Ein Fazit daraus ist, dass die internationale Unterstützung ausgeweitet werden sollte, um Asylanträge und Flüchtlingsströme und eine Flüchtlingskultur zweiter Klasse zu vermeiden.
 
Zum Abschluss des Tages übernahm Emma Wadsworth-Jones das Wort und leitete die vierte Diskussionsrunde zu den Universellen Menschenrechten ein. Aktueller denn je ist die Inhaftierung von Mubarak Bala, dem Präsidenten der Humanistischen Organisation in Nigeria, der zu 24 Jahren Haft verurteilt wurde.
 
Emma schilderte die Situation Mubaraks und den Weg, den Humanists International gemeinsam mit ihm, seiner Familie und seinen Anwälten geht. Dazu wurden alle aufgerufen, den Druck weiterhin hochzuhalten und in den hiesigen Zeitungen über seinen Fall schreiben, um die Regierungen und die nationale Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken. Weiterhin ist es nötig, die Aufklärung im eigenen Land zu Themen wie Blasphemie und Apostasie zu erhöhen und die Petition für Mubarak zu unterschreiben. Minderheiten werden als Gefahr angesehen (VB Rawat, Indien) und werden dafür bestraft. VB Rawat ergänzte, dass in Indien das Essen überprüft und entschieden wird, ob man sich gegenüber dem Staat falsch verhält. Das Essen ist nicht nur ein Grundbedürfnis, sondern auch eine Kultur, ein Recht auf Selbstentscheidung. Auch das Recht zu konvertieren ist unter dem noch praktizierten Kastensystem nicht einfach, die Überwachung hat in den letzten zehn Jahren zugenommen. So wird auch über die Rolle der Religion in den USA zum Thema Roe vs. Wade gesprochen, was kurze Zeit später Ende Juni als internationaler Aufschrei in die Geschichte eingeht. Ana aus Guatemala fasst ein persönliches Statement: "Religion ist eine Kontrollwaffe".
 
So kommen die Delegierten am Ende der Konferenz zu dem Schluss, dass Theorie und Praxis immer noch weit voneinander entfernt stehen, wenn es um die Umsetzung von Geboten und Rechten geht. Dazu zählen Einschränkungen vieler Freiheiten der Menschen in allen Lebenslagen – Religion, LGBTQ+ etc. So ist auch die Frage nach einer neuen Aufklärung gerechtfertigt. Ansätze zu diesem Thema wurden schon vor über zehn Jahren aus unseren eigenen Reihen formuliert (Dr. Volker Mueller: Humanist Values and Freethinking, 2009, Angelika Lenz Verlag), und auch im Kreise unserer Präsidiumsarbeit macht sich der Gedanke breit, dass Strukturen überdacht werden sollten. Nicht nur die großen politischen, sondern auch die unserer Verbandspolitik und die der kleinen Organisationen.
 
Am Sonntag wurde die Satzungsversammlung mit einem Grußwort der Gastsprecherin Mariah Mercer eröffnet, die als Stellvertretende Botschafterin für Religiöse Freiheit und Stellvertretende Direktorin für die Behörde internationaler religiöser Freiheiten in Amerika arbeitet. Ihre Arbeit und Unterstützung zu den Menschenrechten und der Freiheit von Rechten gab einen wertvollen Input für den Rückblick ins letzte Jahr von den Humanists International. Von 320 Stimmberechtigten waren 217 anwesend, sodass das Quorum erreicht und gewählt werden konnte. Neben der Zusammenfassung des letzten Geschäftsjahres wurde auch über die Zukunftspläne für 2022 referiert – die weitere Arbeit für Menschenrechte, Demokratie und die Rolle des Gesetzes, für ein erfülltes Leben für jeden Menschen und für die Idee des Säkularismus. Südasien ist im Fokus für das kommende Jahr, und es werden weitere Fundraising-Kampagnen gegen Blasphemie gestartet. Neben neuen Projekten in Südasien wird es auch in Europa einen Projektschwerpunkt geben. Das Lobby-Networking auf Regierungsebene wird ausgebaut, und es wird eine Unterstützung für alle Mitgliedsorganisationen der HI für Kontakte auf Bundesebene angeboten. Auf die Anfrage, das Programm Humanists at Risk mehr zu fördern, wurde geantwortet, dass dieses Programm erst seit 2016 existiert und dass immer mehr Ressourcen genutzt wurden, es jedoch mehr Förderung bedarf, um hauptsächlich mehr Personal einzustellen. Der Freedom of Thought-Bericht ist ein gemeinsames Projekt aller Mitglieder der HI, um so aktuell und transparent wie möglich zu sein. Der Bericht wird auf UN-Ebene sehr genau unter die Lupe genommen (gerade von Ländern wie China) und auf Herz und Nieren geprüft. Somit dürfen keine falschen Angaben bzw. vage Formulierungen in diesem Bericht auftauchen. Abschließend wurde noch einmal genauer auf die Lage von Mubarak Bala eingegangen und um internationale Unterstützung geworben.






Der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften freut sich, die nachstehende Einladung der Humanists International zu veröffentlichen:
 
 
Feiern Sie am 21. Juni den Welthumanistentag, indem Sie ein internationales virtuelles Konzert besuchen
Der 21. Juni ist der Welthumanistentag, eine Gelegenheit für Humanisten auf der ganzen Welt, die positiven Seiten der humanistischen Lebensweise hervorzuheben. Die globale humanistische Gemeinschaft feiert diesen Tag seit den 1980er Jahren.
Im Jahr 2021 werden wir den Welthumanistentag mit einem bahnbrechenden internationalen virtuellen Konzert feiern, und Sie sind eingeladen, kostenlos daran teilzunehmen!
Der Name dieses bahnbrechenden Konzerts ist "FITTINGinSIDE" und wird von einem unserer belgischen Mitglieder deMens.nu organisiert, in Zusammenarbeit mit Geuzenhuis und uns von Humanists International. Das Konzert wird vom Nadar Ensemble - einem flämischen Ensemble für zeitgenössische Musik - in Zusammenarbeit mit den Veranstaltungsteilnehmern durchgeführt, die via Zoom die Klänge ihrer eigenen Städte teilen können.
Ja, das ist richtig: Sie können auch Teil des Konzerts sein!
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos für eine der beiden Sessions:
Dieses virtuelle Konzert des Nadar Ensembles bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst und philosophischer Reflexion über die Welt, unsere gegenwärtige Situation und unser Verhältnis zur Technologie und fördert gleichzeitig das Gefühl der globalen Verbundenheit und des Gemeinschaftssinns.
Wenn Sie Fragen zum Konzert und zur Teilnahme haben, schreiben Sie bitte an Philipp Kocks, den Leiter der Kommunikation von deMens.nu, unter philipp.kocks@demens.nu.
Ich bedanke mich für Ihre Mitarbeit und freue mich darauf, am 21. Juni mit Ihnen gemeinsam zu musizieren!
Mit freundlichen Grüßen,
Giovanni Gaetani
Membership Engagement Manager
Der neue Freedom of Thought Report 2019 von Humanists International ist erschienen
Ein Bericht über die Menschenrechte von Nichtreligiösen warnt davor, dass „die Welt geteilt ist“ im Bezug auf Blasphemie- und Apostasie-Gesetze, und zwar „in viele Staaten, die diese Gesetze immer noch stärken, und einige Staaten, die in den letzten Jahren diese Gesetze noch verstärkt oder neue ‚Blasphemie‘-Gesetze eingeführt haben“.
Der einmal im Jahr erscheinende Freedom of Thought Report von Humanists International, deren Mitglied der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. ist, liegt nun in der achten Ausgabe vor. Er untersucht die Situation der Gesetze und Menschenrechte für „Humanisten, Atheisten und Nichtreligiöse“ auf der ganzen Welt.
Die Ausgabe von 2019 feiert die Tatsache, dass derzeit acht Länder die „Blasphemie“-Gesetze in den letzten fünf Jahren abgeschafft haben. Aber sie warnt auch davor, dass 69 Länder solche Gesetze immer noch aufrechterhalten, und dass die Strafen und Verfolgungen in einer Reihe von Ländern verschärft wurden. Staaten wie Saudi-Arabien und Pakistan sind als beständige Blasphemie-Verfolger notiert. Trotz der breit publizierten Geschichte der christlichen Farmarbeiterin Asia Bibi werden immer noch diverse Atheisten und viele andere in Pakistan angeklagt; außerdem verurteilt der Bericht außergerichtliche Gewalt, die sowohl gegen humanistische als auch religiöse Minderheiten aufgrund von Anklagen wegen Blasphemie ausgeübt wird.
Der Bericht hebt auch eine Verschlechterung in anderen Ländern hervor. Sowohl Brunei als auch Mauritanien haben derzeit die Bestrafungen für „Blasphemie“ und „Apostasie“ in den letzten zwei Jahren verstärkt. Bruneis 2019 eingeführtes Strafmaß betrifft Blasphemie und Apostasie, aber auch andere „Hudud“-Straftaten wie Ehebruch und Homosexualität, die zur Todesstrafe führen. Mauretanien führte eine obligatorische Todesstrafe für Blasphemie und Aspostasie im April 2018 ein. Prominente „Blasphemie“-Verfolgungen werden als Grund zur Sorge in Indonesien genannt, wie auch die Reaktionen gegen die Demonstranten, die gegen den Hijab-Zwang im Iran protestieren, und die Verfolgungen und Gewalt aufgrund des Hindu-Nationalismus zeigen eine sich verschlechternde Situation in Indien. Trotz des im Großen und Granzen positiven Trends steht Europa nicht völlig außerhalb jeglicher Kritik, da in den letzten Jahren beispielsweise in Italien und Spanien Künstler und Demonstranten verfolgt wurden.
Andrew Copson, der Präsident von Humanists International, kommentiert: „Blasphemie- und Apostasie-Gesetze sind schon für sich genommen eine Ungerechtigkeit, aber sie verleihen jenen eine falsche Legitimation, die in ihrem Namen morden und Terror verbreiten. Wie unser Bericht  belegt, verschärft es die Probleme mit religiösem Extremismus nur noch, wenn Regierungen solche Gesetze zugrunde legen. Die Aufhebung dieser Gesetze zum Beispiel mitttels der Verpflichtung auf die Menschenrechtskonventionen, die fast alle Länder unterzeichnet haben, muss Priorität haben. Das wird nicht all die verschiedenen anderen Formen von Diskriminierungen lösen, denen Humanisten und andere religiöse Minderheiten ausgesetzt sind, die unser Bericht dokumentiert. Aber es wird der Anfang sein, um den religiösen Extremismus zu ent-legalisieren, der so viele Gesellschaften in so vielen Regionen des Planeten bedroht.“
Humanists International
(Übersetzung: Ortrun Lenz)
 
Die verfolgte Humanistin Gulalai Ismail ist sicher in den USA angekommen
19.09.2019 - Humanists International (HI) hat offiziell bestätigt, dass Gulalai Ismail jetzt in Sicherheit ist.
Das Vorstandsmitglied der Humanists International (ehem. IHEU), Gulalai Ismail, war seit ihrer anfänglichen Inhaftierung im Oktober 2018 auf der Flucht vor den pakistanischen Behörden. Humanists International hat an vorderster Front dafür gekämpft, auf internationaler Ebene alles dafür zu tun, um ihre Freilassung zu gewährleisten.
Es wurde bestätigt, dass Gulalai auf dem Weg ist, um Asyl in den Vereinigten Staaten zu bekommen. – Ismail, eine Menschenrechtsaktivistin aus Pakistan wurde zuerst am 12. Oktober 2018 festgenommen, als sie von einer Sitzung der Humanists International in London nach Islamabad zurückkam. Humanists International - und andere humanistische Organisationen in der ganzen Welt - verfolgte die Umstände ihrer Haft und leitete eine Kampagne ein, um auf ihre Verfolgung aufmerksam zu machen. In einer Nachricht an Humanists International schrieb Gulalai Ismail:
„Ich bin sicher in den Vereinigten Staaten angekommen, und ich bin auf dem Weg, Asyl zu bekommen, hier, wo ich sicher sein kann. Die letzten Monate waren schrecklich. Ich wurde bedroht, belästigt, und ich bin glücklich, dass ich am Leben bin. Ich möchte euch unbedingt mitteilen, wie immens dankbar ich euch allen und der ganzen großen humanistischen Familie auf der ganzen Welt bin, dafür, dass ihr meinen Fall aufgegriffen habt und sicherstellt, dass die pakistanischen Behörden mich nicht vergessen können. Die Arbeit von Humanists International war der Schlüssel dazu, dass die pakistanischen Behörden zur Rechenschaft gezogen wurden. Ich bin euch allen, die ihr mir geholfen habt, unglaublich dankbar.“
HI-Geschäftsführer Gary McLelland dazu: „Das sind fantastische Nachrichten. Wir haben fast ein Jahr daran gearbeitet, Gulalais Sicherheit zu erwirken. In Zusammenarbeit mit anderen humanistischen Organisationen, NGOs, Regierungen und internationalen Agenturen waren wir in der Lage, auf Gulalais Situation aufmerksam zu machen. Heute morgen feiern wir erstmal diese großartige Neuigkeit. Später werden wir mit unserer wichtigen Arbeit fortfahren, um auch andere gefährdete Humanisten auf der ganzen Welt zu beschützen.“
(Übersetzung: Ortrun Lenz)

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