Statements2025
Statements
Krisenzeiten der Demokratie –
Warum Engagement jetzt zählt
In einer Zeit globaler Umbrüche, politischer Spannungen und gesellschaftlicher Polarisierung steht die Demokratie zunehmend unter Druck. Was einst als stabile Grundlage für Freiheit, Mitbestimmung und Gerechtigkeit galt, wird heute von vielen Menschen infrage gestellt. Die Unzufriedenheit wächst – nicht nur mit politischen Entscheidungen, sondern mit dem gesamten System und seinen Mechanismen.
Demokratie als langsamer, aber wertvoller Prozess
Demokratie ist kein Allheilmittel, keine Maschine für schnelle Lösungen. Sie ist ein Prozess – manchmal langsam, oft mühsam, und immer ein Kompromiss. Genau darin liegt aber auch ihre Stärke: Sie gibt nicht einer einzigen Wahrheit oder Meinung den Vorrang, sondern bringt unterschiedliche Interessen ins Gespräch und schafft damit ein Gleichgewicht.
Doch viele Menschen akzeptieren diese Langsamkeit nicht mehr. In einer Welt, die auf Effizienz, Tempo und scheinbar einfache Antworten ausgerichtet ist, erscheint demokratisches Handeln als hinderlich. Der Wunsch nach schnellen Lösungen, die möglichst ohne persönliche Abstriche funktionieren, lässt populistische und autoritäre Denkweisen attraktiver erscheinen. Der gesellschaftliche Diskurs verengt sich – auf Schwarz oder Weiß, richtig oder falsch. Die Grautöne, in denen Demokratie arbeitet, geraten dabei aus dem Blick.
Warum wir stärker für Demokratie werben müssen
Gerade deshalb ist es heute wichtiger denn je, wieder offensiv für demokratisches Denken und Handeln zu werben. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Sie lebt von Beteiligung, von Verantwortung, vom Zuhören und vom Mitgestalten. Und sie braucht Menschen, die bereit sind, sich einzubringen – freundlich im Umgang, mutig in der Kritik, solidarisch im Handeln.
Es reicht nicht, auf Wahlbeteiligung zu hoffen oder auf funktionierende Institutionen zu vertrauen. Wir müssen Demokratie lebendig halten. In der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein, im digitalen Raum. Wir müssen Räume schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven gehört und respektiert werden. Wir müssen lernen, Konflikte auszuhalten – und trotzdem gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Strukturelle Veränderungen: Demokratischer, transparenter, inklusiver
Um Vertrauen zurückzugewinnen, braucht es aber nicht nur Appelle. Es braucht strukturelle Veränderungen, die unser demokratisches System stärken: mehr Transparenz in politischen Entscheidungsprozessen, mehr Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger:innen, mehr Repräsentation für marginalisierte Gruppen. Eine Demokratie, die inklusiver wird, wird auch glaubwürdiger. Eine Demokratie, die auf globale Gerechtigkeit achtet, wird ihrer Verantwortung in einer vernetzten Welt gerechter.
Denn die Herausforderungen, vor denen wir stehen, lassen sich nur gemeinsam und mit einem klaren Bekenntnis zu unseren humanistischen Werten bewältigen. Als globale Gemeinschaft, die Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Stärke begreift.
Demokratie braucht uns alle
Seien wir also eine Organisation – oder besser noch: eine Gesellschaft –, die freundlich ist im Ton, mutig in der Haltung und vernetzt in ihrem Denken. Lasst uns Kritik üben, wo sie nötig ist, aber auch Verantwortung übernehmen. Lasst uns nicht gegeneinander arbeiten, sondern füreinander einstehen.
Demokratie ist nie fertig. Sie ist ein gemeinsames Projekt – eines, das unsere aktive Beteiligung verlangt. Gerade jetzt.
Silvana Uhlrich-Knoll
DFW-Präsidentin

Nachruf auf Ernst Mohnike – den Vater der Jugend- und Familienbildungsstätte Klingberg
Seit Leitspruch war: Sic transit gloria mundi - so vergeht der Ruhm der Welt. – Für alle völlig überraschend verstarb Ernst kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag friedlich im Kreise seiner Familie.
Auch wenn Ernst nicht mehr Mitglied innerhalb der unitarischen Vereine und Verbände war, so soll er doch für sein Lebenswerk eine Ehrung erfahren.
Ernst wurde unmittelbar nach dem Krieg geboren und musste wie viele Kinder ohne Vater aufwachsen. Er genoss eine akademische Ausbildung und interessierte sich aufgrund seines eigenen Schicksal sehr für Geschichte. Er war als Berufsschullehrer in Hamburg tätig und vielseitig politisch und in unserer Gemeinschaft engagiert. Er hat nach seiner Pensionierung noch wissenschaftlich gearbeitet und Bücher veröffentlicht. Sein letztes Buch „Will he – won`t he, eine dritte Amtsperiode für Franklin D. Roosevelt“ wollte er noch in Hamburg bei einer Lesung vorstellen.
BduJ (heute BeuJ), Unitarische Landesgemeinde Hamburg, Gesamtgemeinde der Unitarier, IARF, Hilfswerk, unitarische Akademie und JFK. Überall hat sich Ernst eingebracht und mitgeprägt. Er schrieb und sprach die Texte für die Sendereihe „Freiheit und Verantwortung“ beim NDR. Er galt als Organisator, Mitreißer und Motivator für andere. Er konnte auch streiten, vor allem wenn es ihm um die Sache bei seinen Projekten ging. Viele mögen sich an die Diskussionen um die berühmte „Klingbergmark“ erinnern. Dabei hat er auch sicherlich mal den einen oder anderen verletzt, aber ohne seine „Streitlust“ hätten die beiden folgenden unitarischen Generationen nicht ein festes Zuhause in Klingberg gefunden.
Ohne Ernsts Einsatz und Engagement gäbe es die Jugend- und Familienbildungsstätte nicht, und er hat dafür Sorge getragen, dass sie zukunftsfähig geblieben ist. Er hat sich schon damals - auch mit anderen - Gedanken darüber gemacht, wie man den Komplex nachhaltig und ökologisch bewirtschaftet, angefangen mit einer Wärmepumpe, bzw. heute durch die Solartechnik. Ernst hat die Bildungs-Seminare organisiert; und die von ihm entworfenen Jahresprogramme hingen in vielen unitarischen Haushalten. Er hat neben seinen beruflichen Verpflichtungen auch Personalverantwortung für die Mitarbeiter der Bildungsstätte übernommen, war fast jedes Wochenende da und hat den Laden am Laufen gehalten, hat Gelder eingesammelt und den einen oder andren „Prominenten“ aus Politik und Gesellschaft nach Klingberg geholt. Heute fragt man sich, welche „Work-Life-Balance“ wohl Ernst gehabt haben mag.
Wir haben es auch Ernst zu verdanken, dass die Familienfreizeit seit über 25 Jahren ein fester Bestandteil für unitarische Familien geworden ist. Er hat das Projekt von Anfang an unterstützt und dafür sogar sein geliebtes Osterseminar verlegt.
Auch wenn mittlerweile sich vieles in Klingberg geändert hat und heute ebenfalls sehr engagierte Menschen für einen reibungslosen Ablauf Sorge tragen, so ist und bleibt Ernst vielleicht nicht der Vater, aber bestimmt der Geburtshelfer und Erzieher unserer Bildungsstätte in Klingberg.
Wir wollen Ernst als lachenden, fröhlichen und vor allem singenden Menschen in Erinnerung behalten.
Anlässlich seiner Totenleite wurde unter musikalischer Begleitung von Frank Kubitschek und Peter Unbehaun (Kalligrafie!) das schöne Beatles-Lied „Yellow Submarine“ gesungen. Ja, jenes U-Boot, welches Ernst zu seinem vierzigsten Geburtstag geschenkt bekam und jahrelang den Kindern als Spielgerät diente. Dazu passt, dass sich Ernst eine Seebestattung gewünscht hat.
Erhalten bleibst Du uns unter: www.mohnike.de
Lieber Ernst, ich werde unsere tollen Gespräche beim Essen, Deine Leidenschaft für Projekte, Deinen Humor, Deine Unterstützung während meiner Zivildienstzeit und danach und vor allem Dein schallendes Lachen vermissen. Danke auch für meinen Spitznamen (ein Beatles-Lied)!
Robert Röber
(„Dr. Robert“)
[unitarische briefe 01.10.2025]

Nachruf auf Prof. Dr. Wolfgang Deppert
Am 19. Juni verstarb Prof. Dr. Wolfgang Deppert im Alter von 86 Jahren in Hamburg. Der DFW trauert gemeinsam mit der unitarischen Religionsgemeinschaft um eine prägende Persönlichkeit.
Die Unitarier verdanken Wolfgang Deppert zahlreiche bedeutende Impulse für die Entwicklung ihrer religiösen Inhalte. Mit seinem umfassenden Wissen als Naturwissenschaftler und Philosoph bereicherte er unter anderem den Geistigen Rat und wirkte maßgeblich an der Ausformulierung der unitarischen Grundgedanken mit.
Zudem engagierte er sich über viele Jahrzehnte hinweg als Gemeindeleiter der Gemeinde Kiel sowie in der Landesgemeinde Schleswig-Holstein. Ohne Zweifel war Wolfgang Deppert eine der Persönlichkeiten, die das heutige Selbstverständnis der Unitarier*innen wesentlich mitgeprägt haben.
Ein besonderes Vermächtnis ist auch seine Mitwirkung an der Gründung des Bunds der unitarischen Jugend (BduJ) im Jahr 1956 – gemeinsam mit Helmut Kramer und weiteren Engagierten. Diese Gründung markierte eine bewusste Abgrenzung von der Elterngeneration und deren belastetem Erbe aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie war zugleich ein wichtiger Schritt zur demokratischen Verankerung der unitarischen Religionsgemeinschaft – sowohl in ihren organisatorischen Strukturen als auch im religiösen Selbstverständnis.
Silvana Uhlrich-Knoll
[siehe unitarische briefe 3/2025]
Offener Brief
an Herrn Bundeskanzler Merz, Vizekanzler Klingbeil, Innenminister Dobrindt zum Verbot der AfD
Sehr geehrte Herren,
wir hatten mit Brief vom 31. Januar 2025 die damalige Bundesregierung aufgefordert, ein Verbot der AfD in die Wege zu leiten. Durch den Regierungswechsel ist dazu keine Stellungnahme bei uns mehr eingegangen.
Leider hat sich die Situation seither nicht geändert, und daher wiederholen wir Ihnen gegenüber unsere Forderung, ein Verbrot der Afd wegen Verfassungsfeindlichkeit in die Wege zu leiten: Hier ist unser Brief an Sie.
OffenerBrief
Aufforderung des BFGD an die Bundesregierung über die sofortige Einleitung eines Verfahrens zur Feststellung der Verfassungswidrigkeit der „Alternative für Deutschland“ gemäß Artikel 21 Absatz 2, 3 und 4 des Grundgesetzes